Als er die Kippe wegschnippste…

Kommentar von Judith Marlen Seeger, Marie Schütte und Timo Leib, entstanden im Rahmen des Journalimus-Workshop #aufgedeckt – Klimapolitik auf den Zahn fühlen
Was ist zurzeit mit uns Bremer*innen los? Gerade am Osterdeich, dem Werdersee und dem Stadtwaldsee in Bremen werden jeden Tag Massen an Abfällen liegen gelassen. Oft sind es Plastikverpackungen, Kippen, Kronkorken und Grillreste, die ohne Rücksicht zurückbleiben. Aber wer kümmert sich darum, dass Bremen nicht total zumüllt?
Jeden Morgen, wenn wir alle noch tief und fest schlafen, sammeln Menschen von der Bremer Stadtreinigung unsere Hinterlassenschaften auf. Aber auch Helfer*innen von „Clean Up Your City“ und dem „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“ (BUND) in Bremen sorgen für Sauberkeit an unseren Lieblingsorten.
In den letzten Jahren wird das Problem vom Müll in den Weltmeeren immer populärer. „Weltweit betrachtet wird 80% des Mülls in den Meeren über die Flüsse dorthin transportiert und stammt somit vom Land“, berichtet der „BUND“. Auch Katrin Zeise beschäftigt dieses Thema, weshalb sie 2019 die Bürgerinitiative „Clean Up Your City“ gründete. „Ich möchte auch andere Menschen dazu animieren, sich mit der Müllproblematik intensiver auseinanderzusetzen. Verpackungsmüll wird zum einen oft falsch entsorgt, zum anderen kostet er uns wertvolle Ressourcen und verursacht CO2 in der Produktion, im Transport und in der fachgerechten Entsorgung. Der beste Müll ist der, der erst gar nicht entsteht. Das sollen auch andere beherzigen und zumindest versuchen, Müll zu reduzieren“, sagt Zeise. Zusammen mit anderen Freiwilligen wird regelmäßig der Müll aufgesammelt mit dem Ziel, Bremen „kippenfrei“ zu machen.
Neben der allgemeinen Reingung Bremens, unterstützt die Bremer Stadtreinigung Umweltaktionen, wie „Clean Up Your City“. Ein weiteres Projekt ist die Aktionswoche „Kleine Kippe – Große Wirkung“ die zusammen mit dem BUND, der BSAG, dem Übersee-Museum und der Deutschen Bahn organisiert wird. Es geht darum, die Bremer*innen zu sensibilisieren und ihnen zu zeigen, was das achtlose Wegwerfen einer Kippe für Folgen haben kann.
„Nicht nur, dass der ganze Müll nicht schön aussieht, er schadet auch den Tieren in Bremen“, schreibt der BUND. 38% des gesammelten Mülls besteht aus Verpackungen beziehungsweise Folien und 31% aus Freizeitmüll wie Flaschen, Resten von Grillpartys oder Picknicks. Bei überfüllten Mülleimern wird der Abfall gedankenlos daneben gestellt und dann von Tieren gefressen, wodurch sie erkranken und möglicherweise sterben. Ein großes Problem bei der der Aufstellung neuer Mülleimer besteht darin zu erfahren, welches Amt, welche Behörde oder welches Unternehmen für den entsprechenden Bereich zuständig ist, wie uns der BUND mitteilte.
Die Corona-Pandemie trägt ihren Teil zu der Abfallentwicklung in Bremen bei, denn wie wir von zwei Mitarbeiter*innen der Bremer Stadtreinigung erfahren durften, ist bei diesen die tägliche Arbeit um 2,5 – 3 Tonnen Abfall schwerer geworden. Gerade während der Corona-Zeit, sind viele Menschen auf öffentliche Plätze und Grünflächen angewiesen. Ihre Arbeit ist auch dahingehend schwerer geworden, dass die körperliche Belastung gerade bei dieser Hitze zunimmt.
Die Corona-Krise bringt neue Hindernisse, denn die Mitarbeiter*innen kämpfen mit einigen Krankheitsfällen und auch sie werden von der Pandemie in ihrer Arbeit beeinträchtigt. Worüber sich die Mitarbeiter*innen der Stadtreinigung am meisten ärgern, ist die geringe Wertschätzung. Vor allem von den Autofahrer*innen, die immer außerordentlich ungeduldig sind und dadurch die Stadtreiniger*innen bei ihrer Arbeit beeinträchtigen. Auch der BUND klagt über zu wenig Beachtung.
Dringend benötigt werden ehrenamtliche Helfer*innen, oftmals sind es 10-15 Leute und bei größeren Veranstaltungen wie dem „World Cleanup Day“ sind mehr als 50 Menschen anzutreffen. Um den BUND zu unterstützen, kann man bei ihnen ein Freiwilliges Ökologisches Jahr machen und dabei wertvolle Arbeit für die Umwelt leisten. Auch „Clean Up Your City“ freut sich über neue Unterstützer*innen, die einen Teil ihrer Freizeit nutzen wollen, um einen Beitrag für die Umwelt zu leisten. Dazu kann man der Bürgerinitiative auf Facebook oder Instagram folgen und daraufhin der WhatsApp-Gruppe beitreten, in der die Aktionen geplant werden. Um die Stadtreinigung zu unterstützen reicht es manchmal auch einfach den Mitarbeiter*innen mehr Wertschätzung entgegen zu bringen, beispielsweise mit einem freundlichen Lächeln, einem kühlen Getränk oder einfach einem Dankeschön!
Wie schön wäre es, wenn es keine Kippen mehr auf Bremens Straßen gäbe…
Weitere Beiträge aus der Reihe:
„Warum Bremen seine Klimaziele verfehlt – Trotz Druck von der Straße fehlt der Mut“ ein Interview mit Philipp Bruck, MdBB von Niels Polle und Paul-Nikos Günther
„Es wird nur klappen, wenn wir uns alle ändern“ ein Interview mit Enno Nottelmann, Prokurist beim Bremer energiekonsens von Tuula Heyden und Antonia Samberg