Gerechtes Wohnen für Junge Menschen

Frust und Wünsche nach Veränderung auf dem Wohnungsmarkt vereinen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich im Rahmen des Jugendbeteiligungsprojekts UNEXPECTED des Bremer Jugendring engagieren. Mit ihren Ideen beteiligen sie sich an Organisation und Umsetzung zahlreicher Vorhaben für einen diskriminierungsfreien, bezahlbaren und zugänglichen Wohnungsmarkt für junge Menschen in Bremen. Vom empowernden Kurzfilm bis hin zu Dialogveranstaltungen mit Politiker:innen der Bremischen Bürgerschaft machen sich die jungen Aktiven auf ganz unterschiedlichen Ebenen für ihre eigenen Botschaften und politische Forderungen stark. Unterstützt werden sie dabei von einem offenen, organisationsübergreifenden Bündnis, welches durch den Bremer Jugendring koordiniert wird.

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Für ihr Engagement für gerechtes Wohnen für junge Menschen in Bremern erhielten die Teilnehmer:innen des Projekts den “Bremer Jugendpreis 2022” und gewannen beim Bundeswettbewerb “Demokratisch handeln 2023“.

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Warum wurde das Projekt gestartet?

Im Rahmen des Jugendbeteiligungsprojekts UNEXPECTED des Bremer Jugendrings haben junge Menschen die Möglichkeit sich für Themen stark zu machen, die sie in ihrem Alltag bewegen. Ein Thema, was unter den Teilnehmenden stetig diskutiert wird, ist die eigene Wohnsituation. Im Kern geht es dabei meist um einen erschwerten Zugang zum Wohnungsmarkt, der junge Menschen herausfordert, bspw. wenn sie sich aus dem Elternhaus oder einem betreuten Wohnheim heraus, das erste Mal auf Wohnungssuche begeben oder gar müssen. Es geht dabei um Diskriminierungserfahrungen, die junge Menschen aufgrund ihrer sozialen Herkunft und/oder rassistischer Zuschreibungen machen. Gleichzeitig geht es auch schlichtweg um den Mangel an bezahlbaren Wohnungen für Menschen in Ausbildung, im Studium oder Berufseinstieg. Auf der anderen Seite fehlt es an unterstützenden Strukturen, an die sich junge Menschen mit ihren Fragen, bei diskriminierenden Vorfällen oder ihren Bedürfnissen wenden können.

Aufgrund der Gemeinsamkeiten in den Betroffenheiten haben sich junge Menschen im Rahmen des Projekts UNEXPECTED zusammengetan und begonnen sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen, um Strukturen, Machtmechanismen und die eigenen Rechte auf dem Wohnungsmarkt besser zu verstehen, darüber aufzuklären und sich für letztere einzusetzen.

Politische Ereignisse, wie die Enthüllung diskriminierender Vergabepraktiken bei Bremens zweitgrößter Wohnungsbaugesellschaft BREBAU in 2021, die gestiegenen Nebenkosten durch hohe Strom und Gaspreise sowie nicht zuletzt eine Inflationsrate auf Rekordniveau sorgen für eine Verschärfung der Problematik und erhöhen die Dringlichkeit von Maßnahmen in der Wohnungspolitik.

Was macht unsere Arbeit so besonders?

Das selbstgewählte Thema der jungen Menschen, die sich im Projekt engagieren, ist keine Banalität des Alltags – Wohnen ist ein Menschenrecht und grundlegender Bestandteil der eigenen Lebenswelt. Gleichzeitig handelt sich um ein komplexes, ressortübergreifendes Themenfeld mit zahlreichen Akteur:innen und vielen Regularien. Eine Besonderheit des Projekts liegt im Dialog mit diesen Akteur:innen. Durch Interviews, politische Gespräche und den Austausch mit Fachexpter:innen konnte die Gruppe Expertise aufbauen und gleichzeitig auf sich als neuen, eigenständigen Akteur aufmerksam machen, welcher mit seinem Fokus auf junge Menschen auf dem Wohnungsmarkt eine wichtige Lücke schließt.

Die Unterstützung durch ein offenes organisationsübergreifendes Bündnis, welches vom Bremer Jugendring koordiniert wird, stärkt den jungen Betroffenen den Rücken in ihrer Arbeit. In der Zusammenarbeit zwischen Einzelpersonen und Vertreter:innen des Bremer Jugendring, der DGB Jugend Bremen, dem Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen und Fluchtraum Bremen e.V. liegt eine weitere Besonderheit des Projekts.

Herausstechend ist jedoch v.a. die methodische Vielfalt, mit der sich die Teilnehmenden und das Bündnis der Problematik annehmen. Vom empowernden Kurzfilm bis hin zu Dialogveranstaltungen mit Politiker:innen der Bremischen Bürgerschaft sind es die unterschiedlichsten Formate, die die Botschaften für mehr Gerechtigkeit für junge Menschen auf dem Wohnungsmarkt an ein ebenso diverses Publikum richten.

Wie wird das Vorhaben umgesetzt?

Begonnen hat das Projekt mit einem dokumentarischen Film über Herausforderungen bei der Wohnungssuche, für den Interviews mit zentralen Bremer Akteur:innen von den Teilnehmenden geführt wurden, um Antworten auf ihre Fragen zu finden und diese für andere junge Menschen aufzubereiten. Weiter gab es ein Workshopformat mit Vertreter:innen andere zivilgesellschaftlicher Organisationen zum Thema „Menschenrecht Wohnen“. Es fand ein weiteres Filmprojekt statt, das einen satirischen Kurzfilm über Diskriminierung dem Wohnungsmarkt inklusive öffentlicher Filmpremiere hervorbrachte. Weiter werden insbesondere im politischen Bereich Aktionen realisiert. Ein Forderungspapier wurde verfasst und medienwirksam veröffentlicht, inklusive Kundgebung vor der Bremer Bürgerschaft. Eine große Dialogveranstaltung mit Politiker:innen wurde organisiert und durchgeführt. Es folgten Einladungen in Fraktionssitzungen, sodass junge Menschen mit Unterstützung vom Bündnis ihre erarbeiteten Forderungen direkt mit Entscheidungsträgern auf Landesebene diskutieren konnten.

Welche Auswirkungen hat unsere Arbeit?

Empowerment junger Menschen bildet ein zentrales Ziel des Projekts. Da sich insbesondere junge Menschen an den Aktivitäten beteiligen, die sich selbst in irgendeiner Form mit den Barrieren auf dem Wohnungsmarkt konfrontiert sehen, ist die Hebelwirkung hier besonders groß. Ein vertieftes Verständnis über die Situation des Wohnungsmarkts in Bremen und ein geschärftes Bewusstsein über Prekarität sowie über die eigenen Rechte helfen jungen Menschen bei der Meinungsbildung und fördern demokratisches Engagement.

Eine Sensibilisierung für die spezifischen Belange der Zielgruppe junger Menschen auf dem Wohnungsmarkt hat außerdem auf Seiten der Verantwortungsträger:innen stattgefunden. Einladungen in politische Gremien, um die eigenen Anliegen vorzutragen und darüber zu diskutieren, sind ein klares Zeichen für eine ernstgemeinte Kenntnisnahme junger Menschen und ein wichtiger erster Schritt.

Einher mit dem Austausch mit Politiker:innen, mit Fachexpert:innen oder weiteren Akteur:innen auf dem Wohnungsmarkt geht ebenfalls eine gute Vernetzung, die nicht allein dem Projekt zu Gute kommt, sondern auch beteiligten Akteur:innen untereinander stärkt.

Durch die bisher erhaltene mediale Präsenz für das Thema in Online-, Print- und TV-Formaten konnte das Projekt die spezifischen Bedarfe von jungen Menschen auf dem Wohnungsmarkt einem breiteren Publikum darlegen und ihre Forderungen nach einem diskriminierungsfreien, bezahlbaren und zugänglichen Wohnen öffentlichkeitswirksam verbreiten.

Was steht als nächstes auf der Agenda?

Eine zentrale Forderung der jungen Menschen und des Bündnisses ist die Einrichtung einer Anlauf- und Beratungsstelle, die sich explizit an jungen Menschen mit ihren Anliegen rund ums Wohnen richtet und ihren spezifischen Bedarfen begegnet. Hier gibt es derzeit eine Lücke.

Ein wichtiger Baustein, um der Problematik des erschwerten Zugangs zum Wohnungsmarkt zu begegnen, bleibt weiterhin das Empowerment von jungen Menschen selbst. Diesbezüglich stehen insbesondere Bildungsangebote auf der Agenda des Projekts. Darin soll u.a. über rechtliche Aspekte, wie Rechten von Mieter:innen und Gleichstellungsfragen aufgeklärt werden.

Ein Zwischenschritt auf dem Weg der Umsetzung dieser Ziele ist ein angestrebter Fachtag, welcher junge Menschen auf dem Wohnungsmarkt in den Fokus nimmt, ihre Situation betrachtet und ihre Belange lösungsorientiert behandelt.

Zur Umsetzung der weiteren Vorhaben sind Förderungen unabdingbar.

Wie kannst du dich engagieren?

Dich beschäftigt das Thema Wohnen auch? Hast du schlechte Erfahrung auf der Wohnungsmarkt gemacht? Möchtest du deinen Frust rauslassen oder willst du einfach mit anderen in dem Bereich solidarisieren? Wir sind immer auf der Suche nach neuen Mitstreiter:innen für unser Anliegen.

Sprich uns einfach an, per Message, Mail oder per Anruf. Wir freuen uns auf dich!