Take V – Das ist die große jugendpolitische Konferenz im Norden. Ein langjähriges Kooperationsprojekt von öffentlichen und freien Trägern aus fünf Norddeutschen Bundesländern: Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen. Jedes Jahr lädt ein anderes Bundesland junge Menschen aus den beteiligten Ländern ein, um gemeinsam mit Politiker:innen zu diskutieren, nette Leute kennenzulernen und zusammen die gastgebende Stadt zu erkunden.
Und das Besondere: die Jugendlichen sind auch an der Planung maßgeblich beteiligt, denn Take V ist nicht nur für euch, sondern auch von euch!
Weiteren Informationen zu Take V finden sich hier.
Dieses Jahr fand Take V vom 27.- 29. September 2024 in der Hauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns statt, in Schwerin. Über 70 Jugendliche diskutierten ein Wochenende lang über spannende Themen wie Steuern, KI oder Gesundheit. Der Bremer Jugendring bot einen Workshop zum Thema „Europa – Demokratie und Rechtstaatlichkeit“ an. Gemeinsam entwickelten die Jugendlichen zahlreiche politische Forderungen, welche sie am Samstag mit verschiedenen Politiker:innen aus der Landes-, Bundes- und Europapolitik diskutierten. Die politischen Entscheidungsträger:innen haben sich, in Form von Wetten, bereit erklärt, einen Teil dieser Forderungen innerhalb eines Jahres umzusetzen. Somit zeigt Take V auch dieses Jahr wieder: sich zu engagieren lohnt!
2019 waren wir in Bremen Gastgeber:in, hier ein paar Eindrücke:
2019 Take V for Europe #yourchEUce
Ende März 2019 fand in der Bremer Jugendherberge eine durchaus ungewöhnliche Veranstaltung statt, eine Veranstaltung, die das Bundesland Bremen, ja sogar ganz Norddeutschland bis dato noch nicht erlebt hatte. Dieses historische Ereignis erstreckte sich über insgesamt vier Tage (28. März bis 31. März) und war ein politisches Kräftemessen wie es hierzulande wohl allzu bald nicht mehr vorkommen sollte. Rückblickend kann das dort Zugetragene für alle Anwesenden nur als ein Auf und Ab der Gefühle beschrieben werden: Schnappatmung, ungläubiges Staunen, hochemotionaler Aktivismus, schmutzige Intrigen und geteilte Euphorie – TAKE V for Europe #yourchEUce hat uns alle Facetten der Demokratie gezeigt und das emotional und lehrreich zugleich!
Wussten die jungen Teilnehmenden zwischen 16 und 26 Jahren worauf sie sich einließen, als sie sich zur fiktiven Simulation der Europawahl anmeldeten? Wohl kaum. Schließlich war bis zum Veranstaltungsbeginn noch nicht mal klar, welche Parteien überhaupt antreten würden, welche Ziele sie verfolgten, welche NGOs und Bürgerinitiativen sich gründen und inwiefern die Medien ihre ganz eigenen Prioritäten setzen würden…
Und selbst nachdem am Donnerstagabend alle in ihre Rollen schlüpften, diese nach eigenem Belieben ausgestalteten und in diversen Pressekonferenzen, Blogartikeln, Plakaten öffentlich präsentierten, war naiv wer ohne Hinterfragen den Wahlkampagnen blind vertraute. Es folgten Partei- aufsplitterungen, -fusionen – und ausschlüsse, Hintertüren-Gespräche zur späten Stunde und öffentliche Boykotte, Fake News, der Plastik-Skandal und ein Putschversuch des Bundeswahlleiters! Für Freitagvormittag kündigte sich hoher Besuch aus der realen Welt an: Die Schirmherrin, Senatorin Anja Stahmann, zahlreiche Politiker:innen und Behörden-Vertreter:innen aus ganz Norddeutschland bestärkten die jungen Teilnehmenden in ihrem politischen Engagement und verrieten persönliche Wahlkampf-Tricks. Täglich fassten die Medien das quirlige Geschehen durch eine kompakte Berichterstattung zusammen und vor allem die Bilbo-Zeitung war sehr schreibtüchtig. Dass ausgerechnet sie am Ende ihr ganz eigenes Spiel treiben sollte, das auf einem gemeinsamen Komplott mit der Bürgerinitiative „Die Obdachlosen“ und der rechtspopulistischen Partei „GSE“ (Grüne Soziale Entwicklungspartei) basierte, versetzte am Wahlabend das versammelte Plenum in Schock: Die „GSE“ ging als klarer Wahlsieger hervor! Eine Überraschung mit der noch wenige Stunden zuvor niemand gerechnet hatte, hatten die Wahlumfragen am Samstagnachmittag doch ein ganz anderes Ergebnis prophezeit.Entsprechend verhalten war die Stimmung auf der anschließenden Wahlparty. Skurril – schließlich wurde die „GSE“ ja legitim und demokratisch ins Europaparlament gewählt! Doch abgesehen von den Strippenzieher:innen selbst, stießen kaum Teilnehmende mit einem Gläschen Limonade an. Zu sehr beschäftigte alle die Frage: Wie konnte das nur passieren?
Die Wahlparty beendete auch offiziell das Rollenspiel, doch TAKE V selbst war noch lange nicht vorbei. Am nächsten Morgen reflektierten alle Teilnehmenden zuerst in Kleingruppen und später gemeinsam im Plenum über die vergangenen Tage und den Wahlerfolg der „GSE“. Es wurde festgehalten: Demokratie ist nie selbstverständlich und muss aktiv verteidigt werden! Eine vielfältige Medienlandschaft ist Voraussetzung für aufgeklärte Bürger:innen! Es ist die Verantwortung des/der Einzelnen sich breitgefächert zu informieren und sich eine eigene Meinung basierend auf verschiedenen Quellen zu verschaffen! Einfache, plakative Wahlversprechen müssen selbstverantwortlich hinterfragt und auf ihre Vereinbarkeit mit gesetzlichen Voraussetzungen, eigenen moralischen Werten und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte geprüft und gegebenenfalls entlarvt werden! Und: Politik funktioniert nicht nur durch ein gutes Wahlprogramm, das Pflegen persönlicher Kontakte und der Dialog auf Augenhöhe mit der Zivilgesellschaft sind wesentlich für einen erfolgreichen Wahlkampf!
Last but not least wollen wir uns bei den jungen Teilnehmenden bedanken, die sich voller Elan in die Rollen stürzten und diese durch ihre eigenen Ideen, Talente und politischen Interessen mit Leben füllten. Ihr habt TAKE V 2019 großartig und demokratische Prozesse für uns alle anschaulich erlebbar gemacht! Wir freuen uns auf hoffentlich noch mehr Europa off- und in-Game in den kommenden Jahren.
Insbesondere den Kooperationspartner:innen, aber auch der Schirmherrin, Senatorin Anja Stahmann, allen eingeladenen Gästen und der Jugendherberge Bremen gilt unser herzlicher Dank! Ohne eure Unterstützung wäre eine Veranstaltung in dieser Dimension nie umsetzbar gewesen.